Freundschaft und Gemeinschaft sind alles! Nach diesem Motto können Sportbegeisterte beim Square Dance Verein Pumpernickels e.V. in Soest das Tanzbein schwingen. Wir haben die engagierten Tänzerinnen und Tänzer gefragt, was sie zu dem Sport bewegt hat und wie sie es schaffen, die Tradition des Square Dance in Soest aufrecht zu erhalten.
Wie seid Ihr ursprünglich zum Square Dance gekommen, und was hat euch daran fasziniert?
Bárbara:
In 2017 wurde einmal meine Aquagymnastik abgesagt. Meine Kollegin wollte zu einer komischen Veranstaltung namens „Square Dance“ fahren. Ich habe meinen Mut zusammengenommen und gefragt, ob ich mit könnte. Als wir ankamen, war der Raum voll, super voll! Dann fing es an und ich habe so einen Spaß gehabt wie schon lange nicht mehr. Ich dachte, wow, das ist was für mich.
Die nächste Woche ist meine Wassergymnastik wieder ausgefallen. Dann bin ich kurzerhand alleine zum Square Dance gefahren. Das war schon eine große Herausforderung. Ich kam nach Hause und hatte Muskelkater, nicht in den Beinen, sondern in meinem Gesicht von dem vielen Lachen.
Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Nicht nur für den Spaß, die vielen Freunde, die große Familie in der ganzen Welt, für die Gesundheit, für den Kopf, aber hauptsächlich für meine Seele. Es hilft mir mit meiner Depression, dem Stress auf der Arbeit, alles ist vergessen außer die Musik und die Figuren.
Ich kann nur sagen, Gott sei Dank bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe diesen wunderbaren Sport gefunden.
Uwe:
Unser Kegelverein hat sich 2016 aufgelöst. Meine Frau und ich wollten uns deshalb etwas Neues suchen, um wieder in Gesellschaft zu kommen. In der Zeitung lasen wir von einem Square Dance Special und dem Angebot, bei einem Open House, also einem Schnupperwochenende, diesen Sport einmal auszuprobieren. Wir waren begeistert, wie schnell wir mittanzen konnten und wie viel Spaß es machte mit 6 oder 7 erfahrenen Tänzern im Square. Tja, 10 Monate später waren wir graduiert, heute tanzen wir auch in einem Programm, das sich „Plus“ nennt. Außerdem arbeite ich im Vorstand mit.
Edeltraud:
Mein Bruder hatte bereits 2002 diese Sportart erlernt. Im Januar 2017, nachdem beide Kinder von zuhause ausgezogen waren, erzählte er mir bei einer Familienfeier, dass in den nächsten 2 Wochen Schnupperabende stattfinden, und im Anschluss eine Class starten wird. Die Schnupperabende haben mich total begeistert, und ich startete mit der Class. Nach der Graduation im Dezember 2017 schloss ich mich mit Freude den Pumpernickels Soest als Mitglied an. Seither habe ich mehr als 100 Clubs im In- und Ausland besucht und lebe und liebe diesen Tanzsport bis zum Programm A 2.
Heribert:
Ich bin der besagte Bruder von Edeltraud. Meine ersten Kontakte mit Square Dance waren 1989 und 1992, als uns meine angeheiratete Cousine bei Besuchen in Kanada und in den USA zu jeweils einem Clubabend mitgenommen hat. Ich war sofort fasziniert, vor allem hat mich auch der freundliche Umgang, der mir vollkommen fremden Personen mit uns, gefallen. Aus familiären Gründen geriet die Idee mit dem Square Dance in den Hintergrund. Auf dem Betriebsfest der Stadt Arnsberg im Jahr 1999, welches unter dem Motto „Western“ stand, traten die Pumpernickels Soest mit einer Demo-Vorführung dort auf. Wir hinterließen unsere Kontaktdaten und wurden dann im September 2001 über die geplanten Schnupperabende (Open House) und den geplanten Class-Start informiert. Rückblickend betrachtet eine der besten Entscheidungen in meinem Leben.
Kati:
Unsere Tochter wollte 2009 gerne Linedance anfangen. Aber das gab es nicht in unserer Umgebung. Durch Zufall haben wir dann von einem Schnuppertag für Square Dance erfahren und sind mit fünf Personen hingegangen. Mein Mann, drei unserer Kinder und ich. Wir waren alle begeistert, haben die Class mitgemacht und sind im Februar 2010 dann graduiert worden. Inzwischen ist eine weitere Tochter (sie hat uns schon von Anfang an immer begleitet, war aber noch zu jung) graduiert und der jüngste Sohn (13) möchte jetzt auch die nächste Class mitmachen.
Wie sieht eine typische Square Dance Stunde bei euch aus?
Alle:
Wir starten damit, dass alle Tänzer sich persönlich begrüßen. Dann sagt der Caller „Square up“ und wir stellen uns zu einem Square auf. Jeder Square besteht aus 8 Tänzern. An einem Tanzabend, der bei uns 2,5 Stunden dauert, werden ca. 9 – 10 Tipps getanzt.
Ein Tipp besteht aus 2 Einheiten, dem Pattern und dem folgenden Singing Call (Musik aus Rock, Pop, Schlager, Country, Western, Oldies usw.), an dessen Ende wir uns alle bei unseren Mittänzern dieses Tipps und dem Caller mit einem „Thank you“ bedanken.
An einem Clubabend werden schon einige Kilometer zurückgelegt, wenn man alle Tipps mittanzt. Jeder Tänzer entscheidet vor jedem Tipp selbst, ob er diesen mittanzen möchte.
Was würdet Ihr jemandem sagen, der noch nie Square Dance gemacht hat, aber neugierig ist?
Alle:
Komm vorbei und lass dich begeistern. Square Dance ist eine Sportart. Mit diesem Sport halten wir alle Körper und Geist fit. Wir müssen bei jedem Tanzbefehl, der uns sagt, was wir als nächstes machen müssen, direkt reagieren und ihn in Bewegung umwandeln. Es gibt keine festgelegte Choreografie, selbst wenn man mehrfach den gleichen Singing Call hört, werden wir uns nicht gleich im Square bewegen.
Square Dance hat mit dem normalen Gesellschaftstanz überhaupt nichts zu tun. Es finden auch KEINE Wettkämpfe oder Ähnliches statt. Es geht um das Motto „Just for fun“. Man benötigt KEINEN festen Tanzpartner, von daher ist der Sport auch perfekt für Singles, Paare und Freunde geeignet.
Bei euch gilt der Spruch „Freundschaft ist die größte Belohnung der Square Dancer!“ Welche Rolle spielt Gemeinschaft in eurem Club und wie stärkt der Square Dance das Miteinander?
Alle:
Die Gemeinschaft ist alles. Wir grenzen niemanden aus und haben in Deutschland, aber auch auf der ganzen Welt Freunde. Die Pumpernickels Soest e.V. haben vor wenigen Tagen ihren 40. Geburtstag mit über 250 Gästen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland gefeiert. Hier haben wir uns als große Gemeinschaft gezeigt. Jeder hat angepackt, mitgeholfen und sich teilweise schon viele Wochen vor dem Fest u. a. mit der Dekoration befasst.
Am Mittwoch wurde schon begonnen, die Halle zu schmücken. Donnerstag dann der Aufbau von Tischen und Stühlen, die Dekoration der Bühne usw. Am Freitag hatten wir den verlegten Clubabend. Für die Geburtstagsfeier, die am Samstag folgte, wurden viele Torten gebacken und Salate zubereitet. Sonntag war dann noch das traditionelle Aufräumen.
So viele helfende Hände im Club zu haben ist großartig, jeder packt mit an.
Wir hatten uns bei der Sparkasse Hellweg-Lippe mit ihrer Jubiläums-Spendenaktion „Fit für die Zukunft“ beworben und konnten hier unsere Poloshirts und Hemden mit unseren auf dem Rücken aufgedruckten Emblemen erstmalig tragen.
Was hat es beim Square Dance mit dem sogenannten Bannerklau auf sich?
Alle:
Bei einem Bannerklau, besuchen mindestens 8 Tänzer aus unserem Club einen anderen Club, und tanzen an diesem Abend dort. Von dort bringen sie ein Symbol des besuchten Clubs mit. Das kann ein Wimpel, eine Figur oder etwas anders sein.
Schafft man es mit einem mehrfachen von 8, dann erhält man mehrere Banner.
Der besuchte Club muss später, ebenfalls mit mindestens 8 Tänzern bei uns einen Gegenbesuch machen, um sein Banner zurückzubekommen. Dieser sogenannte Bannerklau stärkt die Freundschaften zwischen den Clubs.
Square Dance hat eine lange Tradition. Wie haltet ihr die Tradition lebendig und wie kombiniert ihr sie mit modernen Einflüssen?
Alle:
Wir halten die Tradition dadurch aufrecht, dass wir immer wieder eine Class durchführen, um so weitere Menschen für diesen Sport zu begeistern. Bei uns lebt das „Du“; es interessiert uns weder das Alter oder Geschlecht noch der Job oder die gesellschaftliche Stellung. Wir haben Tänzer von 9 Jahre bis 85 Jahre.
In Deutschland werden junge Menschen mit einem „Lions Club“ gefördert . Dieser Verein ist speziell für junge Tänzer von 9 – 30 Jahren. Die treffen sich bei verschiedenen Veranstaltungen. Somit bleibt Square Dance lebendig in Deutschland.
Gibt es spezielle Projekte oder Veranstaltungen in nächster Zeit, auf die ihr euch besonders freut und bei denen euch Interessierte kennenlernen können?
Alle:
Tatsächlich eine sehr gute Frage. Wir starten mit den beiden „Open House“ – Schnupperabenden am 11.09. und 18.09. und beginnen dann am 25.09.24 mit einer neuen Class. Die Ausbildung in der Class dauert ca. 9-10 Monate und schließt mit einer Graduation ab, die es Jedem weltweit ermöglicht, als Gast einen Abend bei einem Square Dance Club mitzutanzen bzw. Square-Dance-Specials zu besuchen.
Die in 3 Abschnitte aufgeteilte Class wird bei den Pumpernickels Soest, anders als bei derzeit den meisten anderen Vereinen, auch bei den Class-Gebühren gedrittelt. Wenn also ein „Student“ feststellen sollte, dass es doch nicht so seine Sache ist, oder aus anderen Gründen vor dem Ende des jeweiligen Abschnittes nicht mehr weitermachen möchte, ist nicht gleich die gesamte Class-Gebühr weg. Außerdem haben wir ermäßigte Gebühren für Schüler/Studenten, nicht erwerbstätige Personen, Rentner sowie Empfänger von Leistungen nach SGB II und SGB XII.
Während der Coronazeit, sind viele Veranstaltungen ausgefallen, wie zum Beispiel das Pader Rodeo in Paderborn mit über 600 Tänzern. Dieses Jahr findet es endlich wieder statt.
In zwei Jahren findet die European Square Dance Convention mal wieder in Deutschland, in Barmstedt (Kleinstadt in Schleswig-Holstein), statt, mit mehr als 1000 – 2000 Personen aus der ganzen Welt.
Bildquellen:
© Pumpernickels Soest e.V.
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