„Die Musik der Freiheit“ – im Gespräch mit dem Jazzclub Lippstadt

Im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums der Sparkasse Hellweg-Lippe werfen wir einen Blick auf die kulturelle Vielfalt unserer Region. Heute steht der Jazzclub Lippstadt im Mittelpunkt, ein Verein, der seit fast sieben Jahrzehnten die Freiheit und Kreativität des Jazz in unserer Region fördert. Wir haben mit Hejo Skutnik und Carsten Dützer vom Vorstand des Jazzclubs über die Faszination Jazz, ihre Arbeit im Verein und die Highlights der vergangenen Jahre gesprochen.

Magische Momente: Musik erweckt Gemeinschaftsgefühle

Lassen Sie uns zu Beginn des Gesprächs versuchen, in die Stimmung Ihrer Konzerte einzutauchen. Hatten Sie im Zusammenhang mit einem Ihrer Konzerte einen besonderen Glücksmoment? Wenn ja, wie kam das?

Carsten Dützer: Mein Lieblingsmoment liegt noch gar nicht so lange zurück. In diesem Frühjahr ist Cosmo Klein bei uns aufgetreten. Während des Konzerts ist das Publikum aufgestanden und hat angefangen zu tanzen. Dieser Moment, in dem die Stimmung auf das Publikum überschwappt, ist für mich immer ein Highlight.

Hejo Skutnik: Mich begeistert es besonders, wenn die Band anfängt zu spielen und ich merke, wie sich zwischen Band und Publikum etwas Magisches entwickelt. Dieser „Point of no Return“, an dem klar ist: Das wird jetzt gut, egal was kommt. Ein weiteres Highlight war das „Jazz-Dschungelbuch“ mit Rufus Beck. Die Kombination aus Lesung und dem Klang der einzigartigen Instrumente war einfach unvergesslich. Der Bandleader hatte extra noch kurz vor dem Konzert einen kleinen LKW mit Instrumenten aus Bremen kommen lassen, beispielsweise ein Marimbaphon, das nicht so einfach zu bekommen ist aber einen unverwechselbaren „Dschungelsound“ mit sich bringt.

Cosmo Klein, Rufus Beck… Das sind ja große Namen! Wie schaffen Sie es, renommierte Künstler nach Lippstadt zu holen?

Hejo Skutnik: Unser guter Ruf in der Szene spielt eine entscheidende Rolle. Wir stehen für professionelle Organisation und eine herzliche Atmosphäre. Die Künstler wissen, dass wir Wert auf Details legen. So wählen wir für jedes Konzert eine Location aus, die zur Stimmung der Musik der jeweiligen Künstler passt. Außerdem sind wir dafür bekannt, dass unsere Künstler ein oder zwei Tage nach dem Konzert ihre Gage auf dem Konto haben. So etwas spricht sich herum, von der Auswahl der Spielstätte über das Catering bis zur pünktlichen Bezahlung.

Carsten Dützer: Ja, mittlerweile bekommen wir zahlreiche Anfragen, aus denen wir dann auswählen müssen. Es kommt nur noch sehr selten vor, dass wir umgekehrt von uns aus an die Künstler herantreten.

Tolle Musik vereint

Wie würden Sie die Community des Jazzclubs beschreiben?

Hejo Skutnik: Unser Club wurde 1955 gegründet, als Jazz die Musik der Freiheit war – was ja heute auch noch gilt. Das Ganze hat sich dann im Laufe der Jahre entwickelt. Es gibt ja auch in den umliegenden, größeren Städten noch weitere Jazzclubs und es gab auch nicht immer eine enge, fest definierte Community. Aber der Jazzclub hat immer Menschen mit einem Bedürfnis nach toller Musik vereint. Als sich der alte Vorstand des Clubs vor vier Jahren zur Ruhe setzen wollte, gab es dann zwei Möglichkeiten: Entweder, den Verein aufzulösen oder das Ganze nochmal mit neuen Ideen etwas anders und offener zu gestalten. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden.

Carsten Dützer: Jazz ist ständig im Wandel, genau wie unser Publikum. Wir freuen uns über jeden, der neugierig ist und sich auf die Vielfalt des Jazz einlässt. Diese Offenheit spiegelt sich auch in unseren Programmen wider.

Jazz: Eine offene Musikrichtung nicht nur für Puristen

Welche Tipps haben Sie für Jazz-Neulinge?

Carsten Dützer: Es lohnt sich, unser Programm zu studieren und vorab auf Plattformen wie YouTube in die Musik reinzuhören. Die Bandbreite des Jazz ist riesig, und wir sind sicher, dass jeder etwas findet, das ihn begeistert. Ich selbst hatte vor wenigen Jahren auch noch so überhaupt keinen Zugang zum Jazz, und jetzt bin ich Kassenwart im Jazzclub! Das kann sich alles entwickeln.

Hejo Skutnik: Jazz ist keine abgeschlossene Kategorie. Wir machen auch Ausflüge in lateinamerikanische, afroamerikanische oder kubanische Musik. Es ist ja eigentlich immer so: Im Garten der Nachbarn wachsen auch sehr schöne Blumen. Warum sollte ich mich da einschränken und nicht hinschauen? Puristen würden vielleicht manchmal sagen „das ist doch kein Jazz“, aber wir sehen den Stil einfach als noch nicht abgeschlossen und bemühen uns vielmehr, an den Rändern zu schauen. Daher kann es auch gut sein, dass man über andere Musikrichtungen, die bestimmte Künstler von uns mit einfließen lassen, zum Jazz findet.

Vereinsarbeit: Hier können alle aufeinander zählen

Wie organisieren Sie die Arbeit im Verein?

Hejo Skutnik: Wir sind ein eingespieltes Team. Jeder kann sich auf den anderen verlassen. Unsere Aufgaben reichen von der Vertragsgestaltung über die Auswahl der Spielstätten bis hin zur Betreuung der Künstler. Einmal im Monat treffen wir uns zur Vorstandssitzung.

Carsten Dützer: Wir im Verein arbeiten alle ehrenamtlich, finanziert durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, städtische Förderung und Eintrittsgelder. Dank unserer Unterstützer und neuen Ideen, wie einem regelmäßigen Newsletter, konnten wir den Club in den letzten Jahren neu beleben.

Mitglied werden lohnt sich

Welche Vorteile haben Mitglieder des Jazzclubs?

Carsten Dützer: Mitglieder profitieren von vergünstigten Eintritten und exklusiven Veranstaltungen. Mit einem Jahresbeitrag von 60 Euro für Ehepaare bieten wir ein attraktives Angebot. Außerdem macht die Vereinsarbeit auch einfach Spaß.

Hejo Skutnik: Unser Ziel ist es, den Jazz in Lippstadt zu fördern, den Nachwuchs zu fördern und attraktive Angebote für die Bürger zu schaffen. Dabei steht der Spaß immer im Vordergrund. Ohne diese Leidenschaft wäre vieles nicht möglich.

Wie können Interessierte sich informieren?

Carsten Dützer: Zum einen veröffentlichen wir einen regelmäßigen Newsletter, für den man sich über unsere Website anmelden kann. Außerdem bietet die Website selbst zahlreiche Informatione sowie großartige Bilder unserer Konzerte, die die Stimmung dort einfangen. Außerdem informieren wir auch immer bei unseren Konzerten über die Dinge, die noch so anstehen.

Was erwartet uns im Jahr 2025?

Hejo Skutnik: Auf dieses Jahr freuen wir uns schon sehr, denn es ist unser Jubiläum. Unser Verein wird zwar nicht 200 Jahre alt, aber immerhin schon 70. Dafür haben wir schon einige Highlights anstehen.  Im November und Dezember treten beispielsweise Ulrich Tukur und seine Rhythmus Boys bei uns auf. Außerdem planen wir eine Ausstellung in der Rathausgalerie, die die 70-jährige Geschichte des Clubs beleuchtet. Es wird ein Festjahr, auf das wir uns schon sehr freuen.

Die Sparkasse Hellweg-Lippe gratuliert dem Jazzclub Lippstadt zu seiner beeindruckenden Arbeit und zum anstehenden Geburtstag!

Bildquellen:

© Jazzclub Lippstadt e.V. – Peter Hoffmann

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